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Thema

Briefverteilzentrum in Germering - Verkehrsgutachten - Genau gelesen und kommentiert von Carmen Greiff

Das Verkehrsgutachten der Firma Vössing

Genau gelesen und kommentiert von C. Greiff
Zitate aus dem Gutachten sind kursiv gedruckt, Hervorhebungen durch C. Greiff

Gutachten
Das Wort "Gutachten" suggeriert einen unparteiischen und professionellen Blick auf einen Sachverhalt. Da wichtige Entscheidungen davon abhängen, ist es notwändig, dass darin tatsachenbasiert gearbeitet wird. Diesen Kriterien hält das Verkehrsgutachten der Firma Vössing Ingenieurgesellschaft mbH nicht stand. Ich nenne es daher "sogenanntes" Gutachten. Im folgenden betrachte ich die relevanten Aspekte:

A Mitarbeiter-Fahrten
Dieses sogenannte Gutachten behauptet, es sei "…. eine ähnliche Anzahl an Fahrbewegungen der Mitarbeiter wie im bestehenden Briefverteilzentrum zu erwarten."

Quelle: Verkehrsgutachten S. 17:
5.1.1 ... Aufgrund der zugesicherten Förderungen und Anreize zur Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (Jobticket) durch die Deutsche Post AG ist eine ähnliche Anzahl an Fahrbewegungen der Mitarbeiter wie im bestehenden Briefverteilzentrum zu erwarten. ...

Diese Annahme stützt sich auf a) eine falsche und b) eine fragliche Behauptung:
a) Falsch ist, dass nur die Zahlen der Fahrbewegungen der Mitarbeiter im bestehenden Briefverteilzentrum an der Friedenheimer Brücke zugrunde gelegt werden. Tatsächlich werden aber drei Standorte zusammengelegt: München, Starnberg und Rosenheim. Die Fahrbewegungen der Mitarbeiter aus Rosenheim und Starnberg werden unterschlagen.

Quelle: ebenda, S. 17:
5.1.1 ... Verkehrserzeugung durch die An- bzw. Abfahrten der Mitarbeiter Fahrbewegungen der Mitarbeiter mit einem Kfz wurden analog der aktuellen Fahrbewegungen im bestehenden Briefverteilzentrum an der Friedenheimer Brücke bestimmt (siehe Anhang 5). ...

b) Fraglich ist, ob Mitarbeiter, die bisher in der Nähe der Arnulfstraße mit ihrer guten Verkehrsanbindung wohnen und öffentlich oder mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen, alle öffentlich nach Germering fahren werden. Dies ist eine schlichte Vermutung. Genauso gut vermuten lässt sich, dass diese Mitarbeiter über die Bodenseestr oder Aubinger Straße mit dem Auto nach Germering pendeln werden.

Durch diese beiden Faktoren sind erheblich mehr Fahrten zu erwarten, als das sogenannte Gutachten berechnet.

Das sogenannte Gutachten beziffert die täglichen Fahrten der Mitarbeiter mit ca. 754. Wie hoch sie tatsächlich ausfallen werden, kann man nur vermuten. Es wird aber die 1.000 Fahrten täglich locker überschreiten.

Quelle: ebenda, S17:
... Im bestehenden Briefzentrum finden während des normalen Betriebs täglich ca. 754 Fahrten statt. ...

Zusammengefasst:
Die Annahme einer ähnlichen Anzahl an Mitarbeiter-Fahrbewegungen ist FALSCH, zu den täglichen - in München berechneten - 754 Fahrten werden deutlich mehr dazukommen. Dieses "Gutachten" geht von falschen Zahlen aus und ist vorsätzlich falsch und irreführend!

B Tourenzahlen durch Postfahrzeuge
Das sogenannte "Gutachten" berechnet die Leistungsfähigkeit der Straßen in Germering aufgrund von Tourenzahlen des bestehenden Verteilzentrums in München. Dieses ist zuständig für die PLZ-Bereiche 80 und 81, das ist ganz München.

Quelle: ebenda, S.18:
5.1.2 ... Verkehrserzeugung durch den Betrieb des Briefverteilzentrums Die Verkehrserzeugung durch den Betrieb des Briefverteilzentrums wurde anhand der Tourenzahl (siehe Anhang 6) des bestehenden Briefverteilzentrums an der Friedenheimer Brücke ermittelt [3]. ...

Dabei lässt es die Verlegung des BVZ Schorn nach Germering völlig ausser Acht. Schorn ist zurzeit zuständig für den PLZ-Bereich 82, das umfasst den Süden von München bis Garmisch. 1,5 Millionen Sendungen täglich werden zusätzlich befördert. Die dafür notwändigen Touren erscheinen nicht in dem sogenannten Gutachten. Dies ist Unterschlagung von Fakten.

Quelle: VEP-Plan2-7
2.2 ... Briefzentrum (BZ) Der Einzugs- und der Versorgungsbereich des Briefzentrums (BZ) umfassen das gesamte Stadtgebiet von München sowie den gesamten Bereich der Leitregion (LReg) 82 o LReg 82 – Unterhaching, Taufkirchen, Sauerlach, Würmtal, Landkreise STA, FFB, WM, Bad Tölz/Wolfratshausen und Garmisch ...

Quelle: https://www.paketda.de/dhl-deutschepost-starnberg.html
Deutsche Post Logistikzentrum in Starnberg
Das Briefzentrum in Schorn nahe Schäftlarn ist zuständig für den PLZ-Bereich 82. Der Standort befindet sich im Gewerbegebiet beim Autobahndreieck Starnberg. Die Sortierkapazität beträgt ca. 1,5 Millionen Sendungen täglich. Vor Weihnachten verdoppelt sich die Briefmenge auf ca. 3 Mio. Sendungen pro Tag. ...

Zusammengefasst:
Es wird sehr viel mehr Touren durch Postfahrzeuge geben als vom Gutachten beachtet. Das Gutachten arbeitet unsauber und verführt die Stadträte so zu einer falschen Einschätzung mit fatalen Folgen für den Verkehr in Germering.

C Leistungsfähigkeit der Straßen, Einmündungen, Kreisel
Das sogenannte Gutachten erkennt die schon jetzt bestehenden Belastungen auf der B2 als extrem hoch.

Quelle: Verkehrsgutachten S. 21

5.3 Leistungsfähigkeitsberechnung Prognoseplanfall
Da die Belastungen, die sich bereits auf der B2 befinden, extrem hoch sind, sind diese maßgebend für die Gesamtbewertung der Einfahrt bzw. Ausfahrt. ...

Die Schlussfolgerung nach gesundem Menschenverstand sollte sein, keine weiteren massiven Verkehrsströme auf diese Straße zu planen. Seltsamerweise aber kommt das Gutachten zum gegenteiligen Schluss, dass der Betrieb durch die Post "nicht sonderlich relevant" ist, genau weil die Belastung ohnehin so hoch ist.

Quelle: ebenda, S. 23
Die Verkehrsqualität in der Abendspitzenstunde:
…. Somit ist der Betrieb eines Briefverteilzentrums für die Verkehrsqualität auf der Bundesstraße nicht sonderlich relevant, da die hohe Belastung, die auf der B2 schon vorhanden ist, für die Qualitätsstufe maßgebend ist. ...

Zusammengefasst:
Hier wird zynisch argumentiert, und ein Stadtrat, der dem folgt, arbeitet nicht zum Wohl seiner Bürger.

D Verkehrsströme
Die Post-AG behauptet, die Verkehrsströme fänden nicht zur Zeit des Berufsverkehrs statt. Ist das wahr?

Quelle: https://www.deutschepost.de/de/g/briefzentrum-germering.html#verkehr
... Überdies findet der Lieferverkehr zu und von dem Briefverteilzentrum größtenteils außerhalb des Berufsverkehrs statt. Durch das azyklische Verkehrsaufkommen der Post …

  1.  Morgen-Verkehr durch Postfahrzeuge
    Um herauszufinden, ob die Postfahrzeuge nicht im Berufsverkehr fahren, muss man sich die Wege genau ansehen.
    "Vormittags fahren die Fahrzeuge zu den Empfangsstellen im Versorgungsbereich des BZ"
    Vormittags fahren sie also nach:
    1. Westen Richtung Fürstenfeldbruck, also über die B2 Richtung FFB Die B2 ist morgens bereits jetzt überlastet (wie vom Gutachten selbst unter 5.3. festgestellt).
    2. Süden (Starnberg, Weilheim, Bad Tölz/Wolfratshausen, Garmisch) über die A 95, die zu erreichen ist über
      • Die B2 Richtung München - A99 nach Süden - A96 Richtung München-Mittlerer Ring (2R) oder Äußeren Ring. Diese Strecke ist morgens definitiv überlastet, ab c.a. 7.00 Uhr herrscht Stoßverkehr.
      • Alternativ ist die A95 erreichbar über St 2544 ("Spange") - Planegg - Auch diese Strecke ist im Berufsverkehr überlastet.
      Nehmen wir die Tourenangaben zu Spitzenstunden (7.00-9.00 Uhr morgens), so kommen wir laut Tourenanzahlen im VEP-Plan auf 82 Touren, davon 53 LKW's. Rechnen wir ein Drittel (knapp 30) für die Fahrten des BVZ Schorn dazu, kann man mit rund 110 Fahrzeugen rechnen (davon rund 70 LKW's) in 2 Stunden zu Spitzenzeiten, also knapp 1 Fahrzeug pro Minute, das laut Angaben der Post überwiegend auf die B2 fährt.
      Was bedeutet das, wenn man es noch genauer anschaut? Die Post-Fahrzeuge verlassen das BVZ und fahren auf den Luise-Meitner-Kreisel zu. Dort bleiben sie stehen, weil der Verkehr von der B2 Richtung Germering Vorfahrt hat. Es gibt einen Rückstau auf der Luise-Meitner-Straße. Kaum ergibt sich eine Lücke im Kreisverkehr, drängen alle LKW'S auf den Kreisel, wo sie nun gegenüber dem Verkehr, der von der Spange Richtung B2 rollt, Vorfahrt haben. Es gibt Rückstau auf der Spange.

      Zusammengefasst:
      Morgens zwischen 7.00 und 9.00 Uhr ist auf der Spange, dem Kreisel und der Auffahrt zur B2 der Zusammenbruch des Verkehrs sicher. Dies als "unerhebliches Mehraufkommen" darzustellen ist vorsätzliche Täuschung und weder für die Germeringer Bürger noch für die Postfahrer erträglich.
  2. Abendverkehr durch Postfahrzeuge
    Quelle: VEP-Plan2-7, Seite 9
    ... Bis 22.00 Uhr verlassen Zug um Zug Fahrten für Verkehrsrelationen im Netz außerhalb des Einzugsbereichs den Standort. ...

    Es fahren also sehr wohl Post-Fahrzeuge während der Stoßzeiten auf der Straße. Wieviele, ist nicht genau vorherzusagen, da die Tourenangaben nicht stimmen (s.o.) Rechnet man grob ein Drittel für die Schorn-Fahrten zu den angegebenen Touren (Sprinter, LKW, Touren für IHS) dazu, kommt man für die Abendspitzenstunden von 17.00 bis 19.00 Uhr auf 261 Touren in 2 Stunden, also 130 Touren in 1 Stunde, also 2 Touren pro Minute, also alle 30 Sekunden ein Fahrzeug.
    Quelle: Tourenanzahlen VEP-Plan2-7, Anlage
    Wohin fahren sie? "Außerhalb des Einzugsbereichs" verstehe ich als: Alle Ziele außer München und Süden, also nach:
    1. Westen über die B2
    2. Westen über die A96
    3. Norden über die B2 Richtung München und die A99 Nordumfahrung zu A8, A9 und A94
    4. Südosten über die B2 Richtung München, A99 Süd, A 96 bis Mittlerer Ring, A 95
      Oder über die St 2544 ("Spange") und die A 96 Richtung München
      Wo ist Stau in den Abendspitzenstunden?
      1. Wenn Postfahrzeuge Richtung Augsburg fahren wollen, werden sie über den Luise-Meinter-Kreisel Richtung B2 fahren. Sowohl der Kreisel als auch die B2 selbst sind überlastet.
        Quelle: Verkehrsgutachten S. 22-23 Prognoseplanfall
      2. Fahren sie Richtung Lindau, können sie über die A99 auffahren, aber kürzer ist der Weg über die Spange. Vermutlich wird sich ein Teil des Verkehrs dort entlang bewegen.
      3. Fahren sie nach Norden, müssen sie wiederum über den Luise-Meintner-Kreisel, um über die B2 (QSV Kategorie D = ausgeprägte Kolonnenfahrweise, hohe Verkehrsdichte, erheblich eingeschränkte Geschwindigkeitswahl) auf die A99 zu gelangen. Dieser Verkehr ist für Germeringer ab der A99 wenig erheblich, kritischer Punkt ist der Luise-Meitner-Kreisel.
      4. Auch der Verkehrsstrom Richtung Südosten und Osten bewegt sich Richtung München und ist ab der A99 für Germering wenig erheblich. Knackpunkt ist auch hier der Luise-Meitner-Kreisel.
        Zusammengefasst:
        Abends fahren die LKW's auf den Kreisel, wo sie vor dem Auswärtsverkehr, der von der Spange kommend auf die B2 will, Vorfahrt haben. Dadurch ist erheblicher Rückstau auf der Spange zu erwarten.
        Auf der B2 Richtung Fürstenfeldbruck bringen die Postfahrzeuge den Verkehr, der schon jetzt kollabiert, vollends zum Erliegen. Vermutlich werden Teile des Postverkehrs sich den Weg über die Augsburger Str. nach Puchheim suchen, um die überlastete Einmündung auf die B2 (QSt F) zu umgehen.
        Vermutlich werden Teile des Postverkehrs über die Spange zur A96 fahren. Es ist nicht wahr, dass der Post-Verkehr den Berufsverkehr nicht beeinträchtigt. Hier verschleiert die Post-AG die wahren Ausmaße des Verkehrs, und der Stadtbaumeister als berufsmäßiger Stadtplaner hätte die Aufgabe gehabt, dies gründlich zu untersuchen und den Stadträten als Bedenken mitzuteilen.

E Gesamtverkehrskonzept?
Dramatisch verschärft wird die Situation durch
a) Die Bebauung in Freiham
b) die geplante Bebauung im Kreuzlinger Feld

Fazit: Für all diese Bauvorhaben liegen keine Verkehrskonzepte vor.
Es ist ein kolossaler Fehler, derart riesige Bauvorhaben ohne Verkehrskonzept durchzuführen!



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